Kapitalmärkte müssen einschliesslich starker Marktkorrekturen realistisch wiedergegeben werden – entgegen der klassischen Normalverteilungsannahme. Ferner soll die ganzheitliche Betrachtung neben den Finanzzielen auch illiquide Anlagen wie Immobilien enthalten, die zum Erreichen der Ziele beitragen können. Im Gegensatz dazu verringern Verpflichtungen und ausstehende Kredite das Erreichen des Ziels. Schließlich muss man parallel zu den Kapitalmärkten Inflations- und Zinsszenarien berücksichtigt, welche das Vermögen, die Verbindlichkeiten und die Ziele beeinflussen.
Die multiperiodische Simulation und Optimierung spiegeln die langfristige Situation des Kunden. Der Zeitwert der Ziele wird automatisch berücksichtigt, das heißt Finanzziele in ferner Zukunft haben bei positiven Zinssätzen einen tieferen Gegenwartswert als Ziele in der unmittelbaren Zukunft. Die Zielfunktion der Optimierung misst den Fehlbetrag, die Unterdeckung, der Finanzziele und gibt dem Kunden einen direkten Einblick in seine Finanz- und Vermögensplanung.
a) Die Grundlage: Szenarien für Kapitalmärkte
Die Optimierung betrachtet eine ganze Schar möglicher Kapitalmarktszenarien. Das gilt auch für Verbindlichkeiten wie Hypotheken, denn diese sind über die Zins- und Inflationsentwicklung ebenfalls von Szenarien abhängig.
Die Kapitalmarktszenarien enthalten die gängigen Anlageklassen wie Geldmarkt, Aktienmärkte, Anleihen verschiedener Kreditqualität, Immobilien und Rohstoffe. Zur Modellierung von inflationsindexierten Ausgaben und Darlehen ist es zudem wichtig, Szenarien für die Zins- und Inflationsentwicklung zu verwenden.
Mit den Szenarien vermeidet man den Schätzfehler eines einzelnen Wertes für die erwarteten Rendite, ein bedeutendes Problem in der Praxis. Dies macht die szenariobasierte Optimierung robuster als das klassische Verfahren der MPT-Optimierung. Ökonomische Realitäten wie aktuell auftretende negative Zinsszenarien werden ebenfalls explizit berücksichtigt und nicht herausgemittelt.
Die Szenarien werden für jede Anlageklassen berechnet. Die Berechnung basiert auf ökonomischen Modellen für Zinsen, Wirtschaftswachstum und Inflation. Die Umsetzung erfolgt mit beliebigen Anlageprodukten wie Einzeltiteln, ETFs oder Fonds, welche die Allokation je nach Wahl aktiv oder passiv abbilden.
b) Wie funktioniert die ziel- und szenariobasierte Optimierung?
Die ziel- und szenariobasierte Optimierung hat Gemeinsamkeiten mit der Berechnung von dynamischen Prozessen, die aus den Naturwissenschaften bekannt sind, beispielsweise sind aus der Physik Pfadintegrale bekannt, die aus einer Schar von möglichen Pfaden bestehen. Deshalb können wir hier ähnliche stochastischen Verfahren zur Optimierung anwenden. Ziel der stochastischen Optimierung ist ein möglichst geringer gemittelter Fehlbetrag, welchen man als Abweichung vom vollständigen Erreichen des Ziels über alle Szenarien misst.
Die Optimierung findet die beste Lösung schrittweise durch Änderungen in der Allokation: Änderungen mit einer besseren Zielerfüllung werden bevorzugt, und der Optimierer erlernt Allokationen mit einer besseren Zielerfüllung. Ein entscheidender Unterschied zu MPT ist die multiperiodische Optimierung: Es wird nicht mehr über eine einzige Periode optimiert, sondern über die ganze Lebenszeit, mit allen wichtigen Aspekten wie bereits besprochen. Auszahlungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten werden explizit berücksichtigt, was bei der MPT nicht gegeben ist.
c) Toms Finanzplanung mittels multiperiodischer, ziel- und szenariobasierter Optimierung
Toms Vermögensplanung wird mittels dieser Optimierung transparent: er weiß, mit welcher Allokation er seine Ziele bestmöglich erreicht. Er hat auch eine realistische Sicht auf die Risiken und weiß, welche Ziele er mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit erreichen kann. Die optimale Allokation für Toms spezifische Vermögenssituation und Ziele besteht aus:
37 Prozent Aktien
- Aktien Deutschland: 17 Prozent
- Aktien Schwellenländer (in Lokalwährung): 20 Prozent
63 Prozent Anleihen
- Staatsanleihen (hohe Bonität, in Euro): 12 Prozent
- Anleihen gemischt (hohe Bonität, in Lokalwährung): 10 Prozent
- Unternehmensanleihen (hohe Bonität, in Euro): 30 Prozent
- Anleihen Welt (hochverzinslich, in Euro): 11 Prozent
Geldmarktanlagen werden in der optimierten Allokation nicht mehr berücksichtigt, denn Tom ist aufgrund des langfristigen Anlagehorizontes mit einem risikofähigen Portfolio besser bedient als mit den bescheidenen Renditeerwartungen auf dem Geldmarkt.