Zielbasiertes Anlegen oder auch zielorientiertes Investieren wird immer beliebter. Es stellt die nächste Stufe der Kundenorientierung im Vergleich zur traditionellen Vermögensberatung dar – im Gegensatz zur maximalen Ausschöpfung der Risikobereitschaft und -fähigkeit auf Basis eines eher theoretischen Fragebogens.

Zielbasiertes Anlegen ist ein weit verbreiteter und teilweise missbräuchlich verwendeter Begriff. Er geht oft Hand in Hand mit Begriffen wie Finanzplanung, Cashflow-Planung oder Vermögensplanung.

In diesem Blogbeitrag definieren wir die wichtigsten Funktionen aus unserer Sicht bez. des zielbasierten Investierens, im Unterschied zu Finanzplanung und- Cashflow-Planung.

Gemäss unserem Verständnis verknüpft zielbasiertes Anlegen Finanzpläne mit konkreten Anlage-/Versicherungslösungen zur Optimierung von Lebenszielen. Diese quantifizierten, persönlichen Lebensziele sollen mit Hilfe dieser Anlage- oder Versicherungslösungen erreicht werden können, oder es soll zumindest die Wahrscheinlichkeit erhöht werden, sie zu erreichen.

Die Voraussetzungen für zielbasiertes Anlegen

Finanzpläne müssen

  • die relevanten Lebensziele der Kunden quantifizieren
  • auf der vollständigen Bilanz des Kunden basieren (Berücksichtigung aller Vermögenswerte, einschliesslich illiquider und nicht bankfähiger Vermögenswerte und Verbindlichkeiten)
  • einigermassen einfach zu erstellen – und zu pflegen – sein, um eine gewisse Verbindlichkeit zu erreichen

Optimierungen müssen

  • die Fähigkeit haben, mehrere Ziele und nicht nur ein Ziel zu optimieren
  • auf Versicherungs- und/oder Anlagelösungen und nicht nur auf Sparquoten oder Cashflows basieren
  • auf einem realistischen Risikomodell beruhen und Kapitalmarktszenarien realistisch abbilden
  • massgeschneidert und individuell auf die kundenspezifische Situation abgestimmt sein (sowohl auf Ebene der strategischen Anlagestruktur als auch der Anlageinstrumente)

Zur Sicherstellung eines gemeinsamen Verständnisses ist es zentral, die wichtigsten Begriffe zu definieren:

Definitionen der Begriffe

  • Quantifizierung der Lebensziele: Wenn Lebensziele quantifiziert werden, können sie einer von drei Kategorien von Finanzzielen zugeordnet werden:
    1. Jede Art von Cashflow-Zielen (einmalige vs. wiederkehrende Ausgaben wie die Ausbildung der Kinder)
    2. Vermögenszielen wie Kapitalerhalt
    3. Renditeziele (z.B. 2% Rendite nach Gebühren).

Aufgrund der weit gefassten Definition wird deutlich, dass grundsätzliche jede Person zumindest  eine Art von Finanzzielen hat.

  • Vollständige Bilanz: Umfasst alle Vermögenswerte und Verbindlichkeiten, einschliesslich nicht bankfähiger Vermögenswerte wie Immobilien, privates Beteiligungskapital, Kunst, sowie alle Verbindlichkeiten (alle Arten von Krediten) und Risiken, die zu künftigen Verbindlichkeiten führen können, z. B. Invalidität.
  • Einfach zu erstellende und zu verwaltende Finanzpläne: Es gibt zwei Ansätze für die Erstellung von Finanzplänen: In den meisten Fällen ist der so genannte Nettoansatz ausreichend, bei dem alles auf dem Nettoeinkommen nach Steuern basiert. Der Nettoansatz führt zu einem Ansatz, welcher weniger Input erfordert, und im Gegensatz zu umfassenden Finanzplanungslösungen Steuern weniger umfassend berücksichtigt. Dafür wird die Aktualisierung von Finanzplänen erleichtert, was diese wiederum verbindlicher macht.
  • Optimierung von mehreren Zielen: Während es einfach ist, ein einziges finanzielles Ziel zu optimieren, ist die Optimierung mehrerer finanzieller Ziele mit unterschiedlichen Laufzeiten viel schwieriger, spiegelt aber auch einige der Kompromisse wider, mit denen wir im Leben konfrontiert sind: z. B. die Ausbildung der Kinder gegenüber eines sicheren Alterseinkommens.
  • Versicherungs- und Anlagelösungen: Optimierungen bei Rentenprodukten oder verschiedenen Anlagen ermöglichen es den Kunden, ihre Bilanz zu optimieren, ohne ihre Sparquote zu erhöhen.
  • Realistisches Risikomodell: Dieses muss mehrperiodisch sein (unterschiedliche Renditeannahmen im Laufe der Zeit) und Kapitalmarktkrisen berücksichtigen (nicht-normale Verteilungen in Bezug auf erwartete Renditen) – unser Blogbeitrag zu diesem Thema finden Sie hier.
  • Massgeschneiderte und individuelle Lösungen: Während massgeschneiderte Anlagelösungen auf der Ebene der Anlageinstrumente in jüngster Zeit an Popularität gewonnen haben, sind die strategischen Anlagestrukturen fast immer standardisiert (z.B. genannt Einkommen, Ausgewogen, Wachstum und dergleichen). Dies ist ein schwerwiegender Mangel, da die strategische Vermögensstruktur langfristig für 90% der Portfolio-Volatilität verantwortlich ist. Ideale zielorientierte Anlagelösungen schaffen massgeschneiderte Vermögensallokationen und Portfolios, die den Bedürfnissen der Kunden entsprechen und ihre Wahrscheinlichkeit, die finanziellen Ziele zu erreichen, maximieren.

Zielbasiertes Anlegen vs. Finanzplanung/Cashflow-Planung

Wie bereits erwähnt werden mehrere Begriffe synonym verwendet. Die nachstehende Übersicht soll eine Unterscheidung dieser Begriffe ermöglichen. Bitte beachten Sie, dass dies nur unsere Sichtweise darstellt.

Kriterien


  • Value Proposition
  • Umfang**
  • Zieltypen und Einschränkungen
  • Vermögensprognose
  • Eingabeaufwand & Zeitspanne
  • Kundenorientiert möglich
  • Optimieren mit Anlagelösungen
  • Optimierung mit Versicherungsprodukten

Finanzplanung


  • Wie viel muss ich sparen, um meine Ziele zu erreichen? Wie lassen sich Steuern sparen?

  • Vollständige Bilanz
  •  
  • Fokus auf Cashflow-Ziele und Ersparnisse
  •  
  • Unrealistisch: gleichbleibende Rendite über den gesamten Planungshorizont
  •  
  • Hoch (> 1 Tag)
  •  
  • Nein
  •  
  • Nein
  •  
  • Ja

Cashflow Planung


  • Wie viel muss ich sparen, um meine Ziele zu erreichen?

  • Nur bankfähige Vermögenswerte
  •  
  • Fokus auf Cashflow-Ziele und Ersparnisse
  •  
  • Unrealistisch: gleichbleibende Rendite über den gesamten Planungshorizont
  •  
  • Gering

  • Unterschiedliche Möglichkeiten
  •  
  • Nein
  •  
  • Ja

Professionelles ziel- basiertes Anlegen (ALM*)

  • Wie viel soll ich sparen und wie soll ich investieren, um meine Ziele zu erreichen?

  • Vollständige Bilanz
  •    
  • Umfassende Berücksichtigung aller finanziellen Ziele, der Ersparnisse und der Investitionserträge
  • Realistische Betrachtung: Tausende von Szenarien mit unterschiedlichen Renditen/ Fat Tails über den Planungshorizont
  • Gering
  •  
  • Ja

  • Ja
  •  
  • Ja

*Asset Liability Management (ALM)-Optimierung ist ein USP von 3rd-eyes analytics

** Relevant, da illiquide Vermögenswerte zur Verbesserung der Zielerreichung genutzt oder verkauft werden können

Weitere Terminologie

Neben den oben genannten Begriffen sind auch die Begriffe Vermögensplanung, Steuerplanung, Nachfolgeplanung und Ruhestandsplanung verbreitet. Vermögensplanung wird oft im weitesten Sinne verwendet und umfasst Vermögensstrukturierung, Steuerplanung, Ruhestandsplanung und generationenübergreifende Nachfolgeplanung, während die anderen Begriffe stärker fokussiert sind.

Wie bereits erwähnt variieren die Definitionen von Anbieter zu Anbieter und sind nicht allumfassend gültig. Wir hoffen, dass wir mit diesem Beitrag zumindest etwas Transparenz darüber verschaffen konnten, wie wir uns von Anbietern von Finanzplanungslösungen und Cashflow-Planungs-Lösungen unterscheiden.